Vertrauen

Vertrauen


Beziehungskitt in der Führung

Bob Hoover, ein berühmter Flugakrobat, befand sich nach einer Flugshow in San Diego auf dem Rückflug nach Los Angeles - als in knapp 1000 Metern Höhe plötzlich beide Motoren aussetzten. Durch ein geschicktes Manöver glückte ihm die Notlandung. Das Flugzeug war hinüber, aber er und die zwei weiteren Insassen blieben heil.

Am Boden prüfte Hoover den Kraftstoff. Wie er vermutet hatte, war die Propellermaschine statt mit Benzin für Kolbenmotoren mit Flugpetrol für Düsenflugzeuge aufgetankt worden. Ein fataler Fehler.

Auf dem Flugplatz verlangte er, den Mechaniker zu sehen, der seine Maschine betankt hatte. Da stand er, ein junger Mann, bleich vor Verzweiflung, Tränen liefen ihm über die Wangen. Er wusste, dass er den Verlust eines sehr teuren Flugzeugs und beinahe den Tod dreier Menschen verschuldet hatte.

Können Sie sich das Donnerwetter vorstellen, mit dem ein stolzer und erstklassiger Pilot wie Hoover auf eine solche Fahrlässigkeit reagieren musste? Allein: Nichts dergleichen geschah.

Statt den jungen Mechaniker abzukanzeln, legte Hoover ihm den Arm um die Schulter und sagte: "Damit Sie sehen, dass ich weiß, dass Ihnen so etwas die mehr passieren wird, möchte ich Sie bitten, morgen meine F-51 aufzutanken".

Vertrauen entsteht,
wenn es bewusst
geschenkt wird.

Vertrauen ist Beziehungskitt. Es macht die Qualität der Beziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden aus. Wer würde nicht gern so besonnen wie Bob Hoover auf Fehler reagieren? Leider läuft es im Alltag oft anders.

Da herrschen Führungskräfte ihre Mitarbeitenden an: "Welcher Idiot war das?" oder: "Warum zum Teufel hast Du ... ?" Und die Verursacher des Fehlers versuchen, den Schmerz der Schuld zu vermeiden und weisen genau diese dann von sich: "Das muss der Auszubildende gewesen sein." Beide Seiten befeuern damit den Teufelskreis von Misstrauen, Kontrolle und Sanktionen.

Dabei wäre das in Konfliktsituationen ein magischer Moment - jemand steht auf und sagt: "Ja, das war meine Verantwortung". Berge von Vorwürfen und Ärger schmelzen ab.

Wie schaffen Sie in Ihrem Team das Klima für solche magischen Momente?

Mein Vorschlag: Wenn jemandem aus Ihrem Team ein Fehler passiert, suchen Sie das Gespräch. Darin konfrontieren Sie ihr Gegenüber mit dem Fehler, nicht um zu tadeln oder herabzuwürdigen, sondern um ein Problembewusstsein zu schaffen: Wie Hoovers Mechaniker soll Ihr Mitarbeiter oder Ihre Mitarbeiterin verstehen, was passiert ist und worin seine oder ihre Verantwortung bestand.

Wenn wir es schaffen, auf unseren Wunsch nach Schuld und Sühne zu verzichten und bei Verantwortung bleiben können, geht nach Fehlern kein Vertrauen verloren.

Im Gegenteil: Es kann dann sogar wachsen. In Bob Hoovers Beispiel könnten Sie sagen: "Bitte studiere die Tankanlage und erarbeite ein Verfahren, das gewährleistet, dass Flugzeuge nie wieder falsch betankt werden können." Wenn Sie Ihren Mitarbeiter nach Fehlern nicht leiden lassen, sondern ihm aktiv eine wichtige Aufgabe übertragen, wird sein Verständnis der eigenen Verantwortung wachsen. Und er spürt, dass er Ihnen wichtig ist. Das stärkt Ihre Beziehung zueinander - die Grundlage für den (Wieder-)Aufbau von Vertrauen.

Vertrauen ist also keine Einbahnstraße nach dem Motto: Der hat was angestellt und ich kann ihm jetzt nicht mehr vertrauen. Vertrauen ist Arbeit. Von beiden Seiten.

Vertrauen
ohne Risiko
gibt es nicht.


Vertrauen wieder herstellen

Vertrauen ist schnell einmal verloren. Durch eine enttäuschte Erwartung. Durch Unverbindlichkeit oder eine Unachtsamkeit.

Vertrauen wieder zurück zu gewinnen ist ein bewusster Akt. Lesen Sie hier, wie Sie verloren gegangenes Vertrauen in sechs Schritten wieder herstellen können:

PDF Vertrauen wieder herstellen


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